Stiftspfarrkirche St. Augustin

Geschichte

Nachdem die Augustiner Chorherrn im Jahr 1406 von Maria in der Au in die ehemalige Burg Gries der Grafen von Tirol gezogen waren, musste das Gebäude den Anforderungen des Ordens angepasst werden. Unter anderem wurde dabei anstelle der bestehenden romanischen Kapelle eine zweischiffige Klosterkirche mit einem eleganten gotischen Chor errichtet. Besagte Kirche befand sich innerhalb des Klosters und war damit für die Gläubigen schwer zugänglich – außerdem erwies sie sich im Laufe der Zeit als zu klein. Propst Albert Martin Prack zu Asch und Angerburg (1753-1781) beschloss schließlich 1768, eine neue Kirche bauen zu lassen. Als Standort wählte man einen Bereich nördlich des Klosterkomplexes, in dem bisher die Ställe an der linken Seite des Benediktinerklosters angesiedelt waren. Mit dem Bau wurde der Architekt Antonio Giuseppe Sartori (Castione 1714 – Wien 1792) beauftragt. Sartori war für seine Arbeiten am Augustinerkloster Neustift bei Brixen bekannt, wo er einige Jahre später auch die prachtvolle Bibliothek errichtete. Mit der Unterzeichnung des entsprechenden Vertrags am 30. Januar 1769 verpflichtete sich der Architekt zur Fertigstellung der Arbeiten innerhalb von 3 Jahren. Tatsächlich schritten die Arbeiten nach der Grundsteinlegung am 8. April rasch voran, und am 14. September 1771 wurde zur Kreuzerhöhung auf der Laterne der Kuppel das vergoldete Kreuz aufgerichtet. Die Innenausstattung hingegen nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch: Sie wurde nicht zuletzt auch aufgrund der historischen Ereignisse der damaligen Zeit zum Großteil dem Tiroler Maler Martin Knoller anvertraut. Die von Kaiser Joseph II. verfügten religiösen Reformen hatten in den 1780er Jahren zur Schließung zahlreicher Klöster geführt. Wenngleich das Augustinerkloster Gries diesem Schicksal entrann, so musste es dennoch Einmischungen der kaiserlichen Regierung in Verwaltung und wirtschaftliche Angelegenheiten hinnehmen, wodurch die Bauarbeiten erheblich gebremst wurden. Da die Mittel knapp waren, übernahm man vielfach Einrichtungsstücke aus aufgehobenen Klosterkirchen, etwa jener der Annunziatinnen in Gries oder der Dominikaner in Trient und Bozen. Aus letzterer stammten denn auch die Kirchenbänke, Beichtstühle und sogar die Bodenplatten. Auf diese Weise konnten die Arbeiten weitergeführt und die Kirche am 31. August 1788 geweiht werden. Nach dem Tod Josephs II. im Jahr 1790 entspannte sich die Lage, und der neue Propst Augustin Nagele konnte die Arbeiten fortführen und die Dekoration der Kirche abschließen – allen Schwierigkeiten zum Trotz, die sich durch die Kriege gegen die Franzosen ergaben. Der Übergang Tirols in das Königreich Bayern (1805) besiegelte schließlich das Schicksal von Kirche und Kloster gleichermaßen: Zwei Jahre später wurde das Stift aufgelöst, und die Kirche bestand als einfache Pfarrkirche weiter. Im Jahr 1845 übersiedelten die Benediktiner der Abtei Muri im schweizerischen Aargau nach Gries: Sie waren 1841 inmitten der konfessionellen Streitigkeiten aus ihrem Stammkloster vertrieben und daraufhin von den Habsburgern in das ehemalige Augustinerkloster nach Bozen eingeladen worden. Die Habsburger waren es auch, die 1027 das Kloster Muri gestiftet hatten. Im Jahr 1852 erklärte der Heilige Stuhl das Kloster Gries zum Priorat der Abtei Muri und überließ diesem die Kirche des Heiligen Augustinus zur immerwährenden Nutznießung.

Restaurierungsarbeiten

Bereits 1845, wenige Jahre nach der Ankunft der Benediktiner, wurden erste Restaurierungsarbeiten an den Seitenblättern einiger Altäre vorgenommen. Wesentlich umfangreichere Eingriffe an der Kirche folgten in den Jahren 1906-1909 unter der Leitung des Malers Martin Valtingojer (1869-1947): Neben Ausbesserungen an Gemälden und dem Deckenfresko wurde die Laterne trockenbemalt und die Rahmung der Fresken neu vergoldet. Außerdem wurden – ganz nach dem Geschmack jener Zeit – neue Verzierungen unterhalb des Kuppelansatzes und an den Fensterlaibungen hinzugefügt, die Kapitelle der neu marmorierten Halbsäulen und Lisenen teilvergoldet und die Balkone der Oratorien neu bemalt. Diese tiefgreifenden Änderungen wurden mit den Restaurierungsarbeiten 1976 wieder rückgängig gemacht, als die typische Farbgebung des späten 18. Jahrhunderts wiederhergestellt wurde: Lediglich ein Teil der Vergoldung wurde belassen, wenngleich auch etwas nüchterner. Ebenso wurden die dunklen Fenster aus dem Jahr 1874 abgetragen. Im selben Zuge wurden auch ein neuer Marmorboden nach den ursprünglichen Plänen verlegt, die Bänke aus dem Jahr 1908 restauriert, die Beichtstühle erneuert und ein neues Beleuchtungssystem installiert. Im Jahr 1980 fanden umfassende Reinigungsarbeiten an der Fassade statt, und 2004 wurden schließlich die Dächer repariert, die Außenwände neu getüncht und deren ursprüngliche dunkelgraue Dekoration freigelegt und restauriert. Innenbereiche und Einrichtung wurden gereinigt und die Chorstallen wieder in ihre ursprüngliche Anordnung aus dem frühen 20. Jahrhundert gebracht. Im Jahr 2009 wurden die Rahmen des Portals und der Fenster sowie die Säulen am Vorbau gereinigt und ausgebessert.

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Bozen ist ein Ort, an dem sich die Traditionen der Vergangenheit mit den Herausforderungen der Zukunft verflechten. Innovation und Nachhaltigkeit sind die Schlüsselwörter für die neue Entwicklung einer Stadt, die in die Zukunft blicken kann und gleichzeitig eine starke Bindung zu ihren Wurzeln und Werten aufweist.

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